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Retter der Vielfalt: Gregor Mendel Stiftung verleiht Innovationspreis an Mahmoud Solh

Auszeichnung für Sicherung von pflanzengenetischen Ressourcen im syrischen Bürgerkrieg

Berlin, 19.03.2015 – Die Gregor Mendel Stiftung hat heute in Berlin ihren Innovationspreis an Mahmoud Solh, PhD, verliehen. Der Generaldirektor des International Center for Agricultural Research in the Dry Areas (ICARDA) wird stellvertretend für sein Team und dessen Engagement zur Rettung pflanzengenetischer Ressourcen aus der Genbank während der politischen Unruhen in Syrien geehrt. Unter den schwierigen Bedingungen des Bürgerkrieges ist es gelungen, die Genbank aufrechtzuerhalten und Duplikate aller Saatgutmuster in verschiedenen Genbanken weltweit unterzubringen und damit für künftige Generationen von Wissenschaftlern und Pflanzenzüchtern zu bewahren. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt würdigte die Leistung des ICARDA-Teams als große Geste der Menschlichkeit. Er betonte, dass Genbanken keine Museen der Pflanzengeschichte, sondern Grundlage für Fortentwicklung durch Züchtung und Landwirtschaft seien. 

Die Genbank des ICARDA umfasst eine der weltweit größten Sammlungen für die Fruchtarten Gerste, Faba-Bohne und Linse, außerdem für alte Hart- und Brotweizensorten. Diese Sammlung ist eine einzigartige Ressource auf der Suche nach Ausgangsmaterial für nationale und internationale Züchtungsprogramme zur Entwicklung trockentoleranter, krankheits- und schädlingsresistenter Sorten, die auch unter veränderten Klimabedingungen wachsen können. In seiner Laudatio sprach Hans-Joachim Fuchtel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, den Preisträgern den Dank der Bundesregierung für die Rettung des kulturellen Erbes in Syrien aus. Die beispiellose Leistung, 150000 Saatgutmuster zu sichern, müsse öffentlich gemacht werden. 

Das Thema biologische Vielfalt ist für die Pflanzenzüchtung, aber auch darüber hinaus für die ganze Gesellschaft von elementarer Bedeutung“, erläutert Dr. h. c. Peter Harry Carstensen, Min. a.D. und Vorsitzender des Kuratoriums der Gregor Mendel Stiftung das Engagement in dem Bereich: „Die große Herausforderung ist, auf immer knapperen Flächen effizient und gleichzeitig nachhaltig mehr zu produzieren. Die Pflanzenzüchtung ist zweifelsohne der Schlüssel, genau dies weltweit zu realisieren.“ 

Experten aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft diskutierten anlässlich der Preisverleihung über die Bedeutung pflanzengenetischer Ressourcen für die biologische Vielfalt und gleichzeitig für die Arbeit der Pflanzenzüchter weltweit. Die deutschen Pflanzenzüchter befürworten den gerechten Vorteilsausgleich zwischen Bereitstellern und Nutzern pflanzengenetischer Ressourcen, wie ihn das Nagoya-Protokoll regelt. Dessen Ziel sehen sie jedoch durch die europäische Umsetzungsverordnung verfehlt und klagen vor dem Europäischen Gericht. Nach Ansicht der Züchter ist die Verordnung überbürokratisch und gefährdet die Sortenentwicklung und damit langfristig die Produktion von Agrargütern zu akzeptablen Preisen. 

Gregor Mendel Stiftung

Die 2002 gegründete Gregor Mendel Stiftung schärft den Blick für die gesellschaftliche Bedeutung und die Innovationskraft der Pflanzenzüchtung. Gründungsstifter sind Persönlichkeiten und Familien, die sich der Pflanzenzüchtung über Generationen verpflichtet fühlen. Mit dem Innovationspreis werden Persönlichkeiten ausgezeichnet, die maßgeblich zur Förderung der Wissenschaft und zur Erhaltung der Vielfalt in der Züchtung beigetragen haben. 

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